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Weihnachtswunderland 2 - Lucia (2010)

Lucia
Einst, im hohen Norden, dort wo vor den Fenstern der unendliche Schneevorhang gewebt wird und die Nächte länger sind als anderswo, wohnt ein kleines Mädchen. Lucia sitz an einem Tisch aus altem Fichtenholz. Im Zimmer ist es vom Kaminfeuer gemütlich warm. Es duftet nach Rosinen und Mandeln. Auf dem roten Sofa liegen unzählige sonnenfarbene Kuschelkissen. Das bringt Frohsinn in den sonst so trüben Tag. Lucia möchte gern fröhlich sein. Sie grübelt allerdings über einer Aufgabe und hat immer noch keine Antwort darauf, wie sie ihren Lichterkranz in diesem Jahr gestalten soll.
Vor ihr liegen die dunkelgrünen Tannen- und Preiselbeerzweige, rote Schleifen, Nüsse, Zapfen und kleine goldene Herzen. Einige Tannennadeln sind bereits auf dem Tisch verstreut. Nur die großen schweren Kerzen fehlen noch. „Ach ja, die Kerzen. Beinahe hätte ich sie vergessen“ bemerkt Lucia und läuft gleich aus dem Zimmer auf dem Flur zum alten Schrank. Die Kerzen sind noch vom vergangenem Jahr und haben den Sommer im untersten Schubfach, ganz hinten, überdauert. Lucia kramt sie geschickt hervor und möchte nun emsig mit der Bastelei beginnen. Eigentlich wollte sie heute gemeinsam mit ihren Freundinnen diesen Kranz gestalten.
Diese allerdings haben etwas anderes vor. Ihr bleibt daher nichts anderes übrig, als alleine zu beginnen. Vielleicht kommen ihre Freundinnen später doch noch vorbei. Lucia hält die Kerzen in ihrer Hand und entfernt die Verpackung. Sie streift die durchsichtige Folie ab und plötzlich geschehen wundersame Dinge. Lucia traut ihren Augen nicht. Die Kerzen werden mit einem male lebendig. Sie strecken und räkeln sich. „Oh, tut das gut! Endlich nicht mehr so faul rumliegen!“ „Ich gehe als erstes ins Badezimmer, mein Wachs hat Kratzer bekommen.“ „Du bist noch schön genug... nun habe dich mal nicht so!“ „Das kann nur wieder von dir kommen, typisch!“
Die vierte Kerze jedenfalls reckt ihren hellen Docht kerzengerade und betrachtet die Dinge auf dem großen Tisch. „Oh weh, ich ahne nichts Gutes. Unser letztes Stündlein hatA bald geschlagen!“ Nur flüchten, denkt sie...